Neue Ideen für eine alte Tradition

Seit Jahrhunderten prägt der Spreewaldkahn das Bild der Wasserlandschaft und ist für Einheimische wie Touristen gleichermaßen unverzichtbar. Doch der Bau dieser traditionellen Boote stand in den letzten Jahren vor großen Herausforderungen – bis eine kleine Firma aus Straupitz eine Lösung fand, die Altes bewahrt und Neues möglich macht.

Früher wurde ein Spreewaldkahn aus einer einzigen, langen Bohle gefertigt. Dafür brauchte es Bäume von außergewöhnlicher Größe und Qualität – massive Kiefern, deren Stämme bis zu neun Meter lang und vollkommen gerade gewachsen waren. Diese „Kahnbohlen“ wurden aus einem Stück gearbeitet und bildeten die Grundlage für den robusten Rumpf. Doch solche Bäume sind teuer, schwer zu transportieren und kaum mehr mit modernen Maschinen zu verarbeiten. Sägewerke und Holztransporteure sind längst auf andere Formate eingestellt. Die alte Bauweise drohte damit schlicht unmöglich zu werden.

Die neuen Modelle gleiten ruhig durchs Wasser

Die neu gebauten Holzkähne bestehen vollständig aus verleimtem Kiefernholz. Ihre Stabilität und Form entsprechen dabei den traditionellen Vorbildern, und auch die Fahreigenschaften sind laut erfahrenen Kahnführern identisch. In ausgiebigen Tests bestätigten Profis: Die neuen Modelle gleiten ruhig, liegen sicher im Wasserund reagieren präzise – genau wie ihre historischen Geschwister. Der aktuell präsentierte Prototyp ist ein schmales, kleineres Modell, das vor allem der Erprobung und Präsentation dient. Die eigentlichen Kundenkähne werden individuell gefertigt – nach Maß, mit passenden Bänken und Details. Damit bleibt jedes Boot ein echtes Unikat, handgemacht und auf den jeweiligen Einsatz zugeschnitten.

Die neue Idee: Stoßverleimung statt Einzelbohle

Hier setzt die Innovation der Vollholzschmiede aus Straupitz
an. Die beiden Inhaber, Andreas Zimmer und Marcel Müller, selbst erfahrene Holzhandwerker, fanden eine Lösung, die sowohl der Tradition als auch den heutigen technischen Möglichkeiten gerecht wird. Anstatt eine einzige große Bohle zu verwenden, setzen sie auf mehrere luftgetrocknete Kiefernholzbohlen aus dem Spreewald – jeweils rund 2,5 Meter lang. Diese werden mit einer speziellen Stoßverleimung verbunden, sodass sie eine stabile und spannungsfreie Seitenwand ergeben. Das Verfahren ist aufwendig, die genaue Technik bleibt ein gut gehütetes Firmengeheimnis. Durch dieses Verfahren kann aus einem Baum nun deutlich mehr nutzbares Material gewonnen werden.

Holz statt Alu – ein Statement für den Spreewald

In den letzten Jahrzehnten habe sich Aluminiumkähne zunehmend verbreitet. Sie galten als pflegeleichte Alternative – doch in der Praxis zeigen sich inzwischen Schwächen. Neuere Alu-Modelle oxidieren deutlich schneller als ihre älteren Vorgänger, und ihre nüchterne Anmutung passt für viele nicht in die Landschaft. Holzkähne hin- gegen fügen sich harmonisch in die Natur ein. Sie spiegeln Licht und Wasser weicher wider, klingen beim Rudern angenehmer – und sie erzählen Geschichten. Dank der neuen Bauweise können sie nun auch wirtschaftlich wieder mithalten. „Der Spreewald und seine Kähne gehören einfach zusammen“, sagt Marcel Müller. „Wir wollten, dass das so bleibt – aber eben mit Materialien und Methoden, die heute realistisch sind.“

Natürlicher Schutz mit Wurzelteer

Wie in alten Zeiten wird das Holz am Ende mit Wurzelteer behan- delt – einem traditionellen, natürlichen Schutzmittel, das durch Destillation und Kochen von Holz entsteht. Diese schwarze, zähflüssige Substanz dringt tie in die Holzporen ein, macht das Material wasserabweisend und schützt es über Jahre vor Fäulnis. Der Geruch von Wurzelteer ist für viele Spreewälder untrennbar mit dem Anblick frisch gebauter Kähne verbunden .

Von Möbeln zu Meisterstücken auf dem Wasser

Eigentlich verdient die Vollholzschmiede ihr Geld mit der Herstellung hochwertiger Möbel – vom massiven Esstisch bis zur individuellen Büroausstattung. Auf der Firmenwebsite zeigen zahlreiche Beispiele, wie vielfältig und präzise die Handwerkskunst von Andreas Zimmer und Marcel Müller ist. Die Idee, Spreewaldkähne zu bauen, entstand fast beiläufig: Ein Kunde fragte nach einer Reparatur, und bald wuchs der Wunsch, ganze Boote zu fertigen. So würden sich die beiden Handwerker über Anfragen zu neuen und großen Modellen, sehr freuen.

Vollholzschmiede GbR
Andreas Zimmer & Marcel Müller

Laasower Str. 20
15913 Straupitz
Telefon: 035475 / 804440

Mobilfunk Andreas: 0174 / 4393515

Mobilfunk Marcel: 01520 / 4042826